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Aufstehen lohnt sich

Zuweilen scheinen Situationen so verfahren, dass man am liebsten davonrennen würde – oder liegenbleiben, je nachdem. Persönliche Anekdote: Seit Monaten fieberten mein Sohn und sein Freund auf dieses Musical hin, die Karten haben uns ein kleines Vermögen gekostet. Weil Pünktlichkeit leider nicht zu meinen Stärken gehört, ...

… plante ich den Tag akribisch, sodass wir mit einem für meine Verhältnisse Riesen-Zeitpuffer nach Bregenz fuhren. Der völlig überlastete Parkplatz vor dem Festspielhaus und eine Verkettung von falschen Parkplatz-Such-Entscheidungen meinerseits führte allerdings dazu, dass meine Zeitreserven dahinschmolzen. Irgendwann drückte ich den Jungs entnervt ihre Tickets in die Hände und ermutigte sie, vorauszugehen. Ich steuerte indes den Parkplatz beim nahe gelegenen Fußballstadion an. Hier glücklicherweise keine Autos, aber: Sieben Minuten vor Acht, ein Spurt also die einzige Lösung. Leider verfing sich schon nach wenigen Metern der weite Hosenstoff in meinen Schuhstöckeln. Wie ein Kegel kippte ich über die Schuhspitzen nach vorne und landete in meiner schicken Aufmachung vollflächig im nassen, schmutzigen Kies. Da lag ich nun, einsam zwischen Seeufer und Parkplatz im fahlen Licht einer Laterne und ging meine Optionen durch: Einfach liegenbleiben? Verführerisch, aber sinnlos. Meinen Mann anrufen? Ja, und dann? Also Option Nr. 3: Aufstehen und weiter. Weil mir aber kurz darauf die Strandbad-Baustelle (vermeintlich!) den Weg abschnitt, flüchtete ich ins Schwimmbadrestaurant. Erst als ich drin war, bemerkte ich – gleichermaßen herausgeputzt wie verschmutzt – dass ich mich inmitten einer geschlossenen Gesellschaft befand. Kein Loch zum Verschwinden weit und breit, aber immerhin ein Chef, der mich durchs Haus wieder auf den richtigen Pfad geleitete. Endlich im Festspielhaus angelangt, machte ich mich erst einmal der Länge nach sauber und eilte dann durchs menschenleere Foyer Richtung Sitzplatz. Natürlich hatte das Spektakel bereits begonnen, meine zwei Begleiter aber saßen – Gott sei Dank – quietschvergnügt auf ihren Plätzen! Meinen geschwollenen Finger bemerkte ich erst, als ich endlich in meinem Sessel versunken war und applaudieren wollte. Trotz allem aber wurde es noch, kaum zu glauben, ein formidabler Abend. Was lerne ich aus der Geschichte? Erstens: Manchmal helfen die besten Absichten nichts. Zweitens: Nimm den Zug. Drittens: Das Blatt kann sich mehrfach wenden. Und viertens: Aufstehen lohnt sich immer.