(Foto: ©pexels-brett-sayles)
Wie viel hätte ich sein können und war es nicht? Wie viel könnte ich noch sein und bin es nicht? Die Worte der wunderbaren nicaraguanischen Schriftstellerin Gioconda Belli regen an, über Rollen und Aufgaben, Wünsche und Sehnsüchte nachzudenken.
Ganz besonders zum Jahreswechsel, wenn sich Momente der Innenschau auftun. Vielleicht weniger im Sinne von Selbstoptimierung und leistungsgetriebener Vorsätze, sondern als Spurensuche im Innen. All dem Aufmerksamkeit zu schenken, was man noch sein könnte, muss nicht zwingend eine Hundertachtzig- Grad-Wendung mit sich bringen. Man könnte sich auch einfach auf das „Noch“ konzentrieren. Und möglicherweise bedingt das „Noch“ ja auch ein „Weniger“. Ein bisschen weniger von dem, was sich schon lange als Bürde anfühlt. Hin zu dem, woraus man noch schöpfen kann.
Es geht eben nicht immer um die großen Würfe. Wie viel man noch sein könnte lässt sich manchmal in leisen Stimmungen und ersten kleinen Schritten erahnen: in einer Kindheitserinnerung, die uns an einen heilsamen Ort zurückkehren lässt. In einer Stunde Ehrenamt, die uns zufrieden macht. Oder in einer Entscheidung, die mit Gewohnheiten bricht. Ein überraschendes Ja hier, ein mutiges Nein dort. Man bringt das Leben damit zu, das Sein zu wagen. So wahr, so schön, so Gioconda Belli. Sich ausprobieren also und dabei offen und sich selbst gegenüber milde bleiben. Hat vielleicht doch das Zeug für einen Vorsatz?