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Heiter durch den November

Der Journalist Axel Hacke – zumindest sein aktuelles Buch – hat mich dazu inspiriert, im November aller Novemberstürme und Weltentriste zum Trotz dem Hellen und Leichten nachzugehen. Unter dem Titel „Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“ plädiert Hacke für eine Heiterkeit als Gemütszustand, der das Schwere nicht ignoriert, es aber immer wieder „in etwas Leichtes zu verwandeln“ weiß.

Gerade in krisenhaften Zeiten kann uns das Humorvolle ein Regulativ sein, um den – globalen oder ganz persönlichen – Wahnsinn irgendwie auszuhalten. Ein Kanal, der Druck lösen, mindern kann. Und Alltagsstress umwandeln. Wie damals, als mich im November im Jahre Schnee mein Mann mit ziemlich schlechtem Gewissen anrief und bat, die Winterreifen für sein Auto, das bereits in der Werkstatt war, eben dorthin nachzuliefern, weil er sie zu Hause vergessen hatte und mit den Öffis bereits weiter an seinen Arbeitsplatz gefahren war. Und ich erst genervt die Augen und dann die Reifen aus der Garage rollte, sie von Lustenau nach Sulz fuhr, nur um dort gesagt zu bekommen, dass das die Sommerreifen sind und die Winterreifen von letztem Jahr sowieso noch drauf sind, AUF DEM AUTO. Weil man doch den Reifenwechsel zur Sommersaison ausgelassen habe, und überhaupt, wieso wir denn eigentlich das Auto hergebracht hätten? Und siehe da, ich überraschte mich selbst: Mein normalerweise opulent in Sprache gebrachter Ärger über eine Schikane wie diese hatte keine Chance mehr durchzukommen – so sehr musste ich lachen über diese gleichermaßen absurde wie komische Situation. In seiner Ode an die Heiterkeit geht es Axel Hacke schlussendlich weniger um die Pointen des Lebens, als vielmehr um eine generelle heitere Haltung dem Leben gegenüber – eine, in der wir, wie er sagt „seltsam ungeübt geworden sind“. Eine Heiterkeit, die man aus sich selbst schöpfen kann und etwas Dauerhafteres als ein Lacher oder ein Witz ist: „Es handelt sich um eine grundsätzliche Sichtweise auf die Welt, auf uns selbst und andere, auf Leben und Tod. Es geht nicht um Verdrängung der Bedrohungen, denen wir uns gegenübersehen, sondern um die Frage, wie wir mit ihnen umgehen. Ob tiefer Ernst die einzig mögliche Sichtweise ist.“

Ich finde, Heiterkeit sollte verordnet werden können. Rezeptgebührenfrei.