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Mit allen Sinnen #2: sozializen.

Auch mit der Verlagerung sämtlicher Kongresse, Meetings und Events in den virtuellen Raum tu‘ ich mir schwer. Zugegebenermaßen ist das seit Ausbruch von Corona eine durchaus willkommene Ausweichlösung, die so manche soziale wie „organisatorische“ Durststrecke überwinden lässt. Aber! Bei allem Ausblick auf - und Lob für – zukunftsweisende digitale oder hybride Konferenz-Formen ...

... möchte ich anmerken dürfen: Sich alles nach Hause zu streamen, hat seine Tücken. Ja, schon, es mag gemütlich sein, sich das Abendevent ungeschminkt in der Jogginghose von der Couch ins Wohnzimmer zu holen. Aber vielleicht würde ich mich gerne wieder einmal herausputzen, zu jemanden lachend sagen, Mensch, wie lang haben wir uns nicht mehr gesehen, in ein angeregtes Gespräch kippen, das den „Um-23:00-Uhr-Bin-Ich-Zu-Hause-Vorsatz" aushebelt, dazu ein Glas Wein bestellen, obwohl ich am nächsten Tag früh raus muss. Vielleicht würde ich gerne mal wieder nach Hause kommen mit dem guten Gefühl, dass es sich gelohnt hat, sich aufzuraffen. Oder aber mich bei meinem Mann auslassen, wie sehr mich der Vortrag oder was auch immer geärgert hat. Selbst das, ja. Vielleicht möchte ich wieder mal die herrliche Entspannung nach einem intensiven Abend spüren, mir mein möglicherweise ungemütliches Gewand abstreifen und gefühlt verdientermaßen auf die Couch sinken.

Ich für meinen Teil brauche den Geruch von Räumen, die unmittelbare Stimme, Mimik und Gestik eines oder einer Vortragenden, die Menschen und ihr Energien um mich, den Blick(winkel) der anderen, den Graupelregen oder lauen Sommerduft zwischen Parkplatz und Tür, das Gespanntsein auf das, was der Abend zeigen wird, das Gemurmel des Ausklangs, die Überraschung einer besonderen Begegnung. Ein Leben mit allen Sinnen, das ist zu Lockdown-Zeiten einfach nicht möglich, welche Verschwendung an Zeit!